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Arabischer Sattel
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Syrisches Kunsthandwerk


Sattel

We hungered for sleep, and at last [Abd el Kerim], the young Beidawi Sherif, wrapped up to the eyes in his head-cloth and cloak, since the evening was chill and threatened rain. He had come to ask me for a mule, with saddle and bridle. The smart appearance of Maulud´s little company in breeches and puttees, and their fine new animals in the market at Um Lejj, had roused his desire. [...]
    ... at last he rose to go, but, chancing to look across the valley, saw the hollows beneath and about us winking with the faint camp-fires of the scattered contingents. He called me out to look, and swept his arm around, saying half-sadly, «We are no longer Arabs but a people.»
    He was half-proud too, for the advance on Wejh was their biggest effort; the first time in memory that the manhood of a tribe, with transport, arms, and food for two hundred miles, had left its district and marched into another´s territory without the hope of plunder or the stimulus of blood feud. Abd el Kerim was glad that his tribe had shown this new spirit of service, but also sorry [...]


(aus: Lawrence of Arabia, Aufzeichnungen 18.01.1917, Seven Pillars of Wisdom, London 1940, 1941, Seite 156)




Das Kamel war Routine - das arabische Pferd war spektakulär. Das Kamel war Alltag, das Pferd war Luxus. Das Kamel trug Menschen und Lasten auf langen Strecken. Das Pferd war das Kurzstreckentier für Beduinen im Gefecht. Dafür allerdings kamen nur Stuten in Frage, denn Hengste wären durch die Stuten der Feinde aus dem Konzept gebracht worden.
Der Legende nach war Ismael - Sohn Abrahams und Hagars - der erste Pferdereiter. Und woher das arabische Pferd kam, dürfte nicht endgültig geklärt sein. Mesopotamien und Nejd werden als mögliche Herkunftsorte genannt. Der Stamm der Anazeh soll direkt von Ismael abstammen.

Tai und Shammar sind bis heute große Pferdezüchter. Und wahrscheinlich noch während der ganzen ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Syrien das Land der Araberzucht. Von den Stämmen der Anazeh kauften Amerikaner und Europäer die Pferde, mit denen sie wiederum ihre eigenen Arabergestüte aufbauten - und damit vermutlich viel von dem bewahrten, was im Nahen Osten schließlich dem Niedergang anheim fiel - nämlich eben die Araberzucht schlechthin. Nachdem Syrien sich sowjetische Unterstützung gesichert hatte und seine Wirtschaftsordnung stark an der sowjetischen Staatsökonomie ausrichtete, hatten luxuriöse Aktivitäten wie die Pferdezucht keinen allzu hohen Stellenwert mehr. Manche der Zuchttiere sollen sich irgendwann im Ackerbau wiedergefunden haben. Araberfans reagieren darauf leicht mit Empörung und sehen das als Ausdruck äußerster Verwahrlosung - aber in Ostfriesland sollen Bauern in den 1950ern die Araber eines Züchters für Arbeiten ausgeliehen haben, für die ihren heimischen Rassen zwar nicht die Kraft, aber die Ausdauer fehlte.

Eine wichtige Station für ausländische Pferdezüchter war Aleppo. Wer im Nahen Osten unterwegs und auf der Suche nach Kaufgelegenheiten war, kam an dieser Stadt kaum vorbei. Der Amerikaner Homer Davenport ("My Quest of the Arabian Horse") fand 1906 in den Märkten Aleppos die besten Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme mit syrischen Beduinen. Fast aus Versehen, wahrscheinlich dank einer natürlichen, spontanen Liebenswürdigkeit, vermied Davenport viele Fettnäpfchen und baute Freundschaften auf, die ihm dann sehr halfen.

Denn kulturell trainiert war er keineswegs. Er war ein politisch einflussreicher Cartoonzeichner, der erst 1898, im Alter von 31 Jahren, mit der Araberzucht begann und wohl 1906 zum ersten Mal überhaupt in den Nahen Osten reiste. Er besaß allerdings etwas, das auch nicht unwichtig war: einen Empfehlungsbrief des damaligen US-Präsidenten Roosevelt. Ohne solche Empfehlungsschreiben einflußreicher Politiker aus dem eigenen Land ging für einen Einkäufer aus dem Westen - ob nun Amerika oder Europa - nicht viel. Spontankäufe und Exporte von Araberstuten aus dem Osmanischen Reichsgebiet waren nur unter behördlicher Sondergenehmigung denkbar. Sicherlich aber half Davenport auch eine Leidenschaft, die er und die Beduinen teilten: die Araberzucht.

Mit dem 19. Jahrhundert begann die Zeit der großen Arabergestüte auch außerhalb Arabiens.





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